Werbungskosten Auslandssemester - Vollzeitstelle ab 01.Nov

[pussport]

Hi Leute,

vllt könnt ihr mir einen Rat geben. Ich versuche es so knapp wie möglich zu halten:

Laut Smartsteuer habe ich vor allem aufgrund meines Auslandssemesters im Zweitstudium Anfang 2020 ein Erstattungspotenzial von knapp 17.000€.

Nachdem ich beide Lohnsteuerbescheinigungen für 2020 angegeben habe:

• Teilzeit 15.05-30.09.2020: insg. ~130€ Lohnsteuer

• Vollzeit 01.11-31.12.2020: insg. ~3000€ Lohnsteuer

bleibt nur einen Bruchteil als tatsächliche errechnete Erstattung (~3000€) übrig.

Ich hab das ungute Gefühl dass mir hier 14k€ flöten gehen, nur weil ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt (entweder "zu früh" oder "zu spät") angefangen habe zu arbeiten.

Habt ihr Tipps wie kann ich das Erstattungspotential voll ausnutzen kann?

Kann ich die restlichen 14k€ bzw. vollen 17k€ erst 2021 steuerlich gelten machen?

Keine Ahnung ob das etwas zur Sache tut, aber ich war bis 31.03.2021 noch als Student immatrikuliert und verdiente 2020 sowie 2021 als Freiberufler nebenbei <17.500 € / Jahr.

Ich bin für jeden Tipp dankbar <3

Edit: Mein Jahresbrutto in 2020 war ca. 35.000€ (15.000€ aus selbstständiger Arbeit und 20.000€ aus nicht selbstständiger Arbeit)

[taxpert]

Laut Smartsteuer habe ich vor allem aufgrund meines Auslandssemesters im Zweitstudium Anfang 2020 ein Erstattungspotenzial von knapp 17.000€.

Es handelt sich wohl kaum um ein Erstattungspotenzial, als viel mehr um entsprechende Werbungskosten (Wk)! Wk mindern nicht direkt die Steuerlast (werden also nicht "erstattet"), sondern mindern den Gesamtbetrag der Einkünfte.

Vollzeit 01.11-31.12.2020: insg. ~3000€ Lohnsteuer

Da tippe ich mal auf Bruttoeinkommen von etwa 15.000 €! Dazu kommt dann noch das Einkommen aus der Teilzeit und ...

verdiente 2020 ... als Freiberufler nebenbei

Zwar kann man nur raten, was bei den Einkünften aus nichtselbständiger Tätigkeit an Wk angefallen ist und was bei der -hoffentlich nach §138 AO angezeigten!- freiberuflichen Tätigkeit als Gewinn heraus kommt, aber es sieht sehr danach aus, dass die Wk aus dem Auslandssemester in 2020 vollständig aufgebraucht werden.

Von daher scheint das Gefühl ...

Ich hab das ungute Gefühl dass mir hier 14k€ flöten gehen, nur weil ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt (entweder "zu früh" oder "zu spät") angefangen habe zu arbeiten.

... nicht zu trügen!

taxpert

[pussport]

Danke für die Antwort taxpert.

Mein Jahresbrutto in 2020 war ca. 35.000€. 15.000€ aus selbstständiger Arbeit und 20.000€ aus nicht selbstständiger Arbeit. (Für die selbstständige Arbeit gebe ich auch eine Einnahmenüberschussrechnung ab.)

Wenn ich in smartsteuer etwas rumspiele und ein paar hypothetische Monate länger gearbeitet hätte, würde ich deutlich mehr Erstattet bekommen. Das ist schon extrem frustrierend.

Gibt es hier Möglichkeiten das iwie auf 2021 anzuwenden?

[taxpert]

Gibt es hier Möglichkeiten das iwie auf 2021 anzuwenden?

Kurz und knapp: Nein!

Wenn ich in smartsteuer etwas rumspiele und ein paar hypothetische Monate länger gearbeitet hätte, würde ich deutlich mehr Erstattet bekommen. Das ist schon extrem frustrierend.

Entscheidend ist nicht die Dauer der Arbeit, sondern die Höhe der Einkünfte!

Mein Jahresbrutto in 2020 war ca. 35.000€.

Unterstellt man hieraus ein zu versteuerndes Einkommen (zvE) von 30.000 €, so ergibt sich eine Steuer von fast 5.500 € inkl. SolZ. Es wäre also zu einer Nachzahlung von über 2.000 € gekommen! Durch die 17.000 € Wk mindert sich das zvE auf 13.000 €, wofür etwas mehr als 600 € Steuern anfallen. Die "Ersparnis" beträgt also tatsächlich 4.900 €!

Aber klar ist auch, wenn man im Spitzensteuersatz liegt, würde die "Ersparnis" bei über 7.000 € betragen.

Hier kann man sagen, dass die erzielten Einkünfte aus der selbständiger Arbeit durch die Wk aus dem Auslandssemester praktisch "steuerfrei" bleiben. Für 2021 ist mit einer erheblichen Nachzahlung zu rechnen und ab 2022 werden wohl quartalsmäßige ESt-Vorauszahlungen fällig!

taxpert

[pussport]

Es wäre also zu einer Nachzahlung von über 2.000 € gekommen!

Das deckt sich ziemlich gut mit der Berechnung von SmartSteuer wenn ich das Auslandssemester raus lösche.

Die "Ersparnis" beträgt also tatsächlich 4.900 €

Immer hin.

Für 2021 ist mit einer erheblichen Nachzahlung zu rechnen und ab 2022 werden wohl quartalsmäßige ESt-Vorauszahlungen fällig!

Für 2021 habe ich insgesamt "nur noch" knapp 9k€ Umsatz (vllt 8k Gewinn) aus selbstständiger Arbeit. In welchem Bereich würden hier die Nachzahlungen ungefähr sein?

Gilt die quartalsmäßige ESt-Vorauszahlung auch für Kleinunternehmer?

[taxpert]

Für 2021 habe ich insgesamt "nur noch" knapp 9k€ Umsatz (vllt 8k Gewinn) aus selbstständiger Arbeit. In welchem Bereich würden hier die Nachzahlungen ungefähr sein?

Wenn man davon ausgeht, dass das zvE in 2021 bereits mit den nichtselbständigen Einkünften bei 60.000 € oder mehr im Jahr liegt, befindet man sich bereits im Spitzensteuersatz. Die Grenzbelastung -also der Steuersatz, der auf den nächsten verdienten € anfällt, egal ob selbständige Tätigkeit oder Gehaltserhöhung!- beträgt 42%. Bei 8.000 € Gewinn aus der selbständigen Tätigkeit beträgt die Nachzahlung also etwa 3.320 €.

Gilt die quartalsmäßige ESt-Vorauszahlung auch für Kleinunternehmer?

"Kleinunternehmer" gibt es nur im Bereich des UStG, §19 UStG!

taxpert