Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Ich bin selbständig und hab eine Frage zu ...
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mpatt69
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Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von mpatt69 »

Hallo !

ich mache Kurs zum Bilanzbuchhalter und muss noch einiges lernen.
Vielleicht könnt Ihr mich mal aufklären ich blick da noch nicht durch:

Firma GmbH & Co KG (als fiktives beispiel) 30 Jahre alt macht zweistellige Millionenumsätze.
Aber Firma hat dann in der Bilanz stehen mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital, bekommen aber weiterhin Bankkredite.

1) Ich frage mich wie sowas sein kann? Die Schulden dürfen eigentlich nicht mal in die Nähe des EK kommen max 50%, sagt der Filialeiter meiner Bank.....

Denn bei Insolvenz/Verkauf wäre dann keine Reserve mehr da um Bankschulden zu begleichen oder neu starten zu können, also EK ist bis zur Dachkante beliehen, eher mehr .

Frage GmbH:

Die GmbH muss ja mit soviel Stammkapital ausgestattet sein um den laufenden Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können.
Hier als Beispiel, der Nachfolger stattet die neue GmbH mit 3,2€ Mio Stammkapital aus (eingezahlt vollständig) , aber Personalkosten+ Einkauf der Rohstoffe liegen weit darüber.

Frage: Wie kann sowas sein? Ich dachte das sei nicht erlaubt, da die GmbH ja hier quasi unterkapitalisiert wäre?

Habe ich da was verpasst?
Vielleicht könnt Ihr mich mal da aufklären

Have A Happy Day !
mpatt69
Tom998
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von Tom998 »

Wenn ich ein EK von 10 habe und Verbindlichkeiten von 50, muss ich Aktiva von 60 haben, sonst passt das mit der Bilanz irgendwie nicht. Und meine 60 Aktiva können 60 oder auch 100, 300 oder 600 wert sein (stille Reserven). Warum sollte mir eine Bank keinen Kredit gewähren?

Die GmbH muss ein Stammkapital von 25.000 haben, davon die Hälfte eingezahlt.
Hier als Beispiel, der Nachfolger stattet die neue GmbH mit 3,2€ Mio Stammkapital aus (eingezahlt vollständig) , aber Personalkosten+ Einkauf der Rohstoffe liegen weit darüber.
Die Rohstoffe lagert man bis unter die Decke und das Personal steht nur nutzlos rum? Anders gesagt, macht man auch Umsätze? Nach ihrer Logik wären 99% aller GmbH insolvent.
taxpert
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von taxpert »

mpatt69 hat geschrieben:sagt der Filialeiter meiner Bank
Womit er aus Sicht der Bank ohne weiteres Recht haben kann, wenn die Kreditvergabevorschriften eben dieser Bank eine gewisse Eigenkapitalquote vorschreiben!

Die Ansichten des Filialleiters oder der Bank sind handels- bzw. steuerrechtlich genauso wichtig, wie der klassische Sack Reis in China!

Überschuldet ist eine GmbH wenn die Summe der Aktiva kleiner ist als die Summe der Rückstellungen und Verbindlichkeiten UND keine entsprechenden stillen Reserven in den Aktiva vorhanden sind. Dann steht das Kapital auf der "falschen" Seite! Und selbst dann muss handelsrechtlich keine Insolvenz vorliegen! Ich habe mal den Fall gehabt, dass eine GmbH (Stammkapital 25.000 €) ein negatives Kaoital von mehr als einer Mio hatte und KEINE entsprechenden Aktiva mit stillen Reserven ... aber eine Patronatserklärung der ausländischen Muttergesellschaft.

taxpert
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mpatt69
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von mpatt69 »

Hallo danke für eure Tipps !

Tom998:

Zu EK : nicht ganz, aktive und passiva müssen in der Bilanz immer gleich sein in der Summe.

Das heisst:
Ich habe 200.000 Kapital gespart (beispiel) das steht in der Bilanz wo? Richtig auf der Passiva seite und in der Aktiva dann als Bankguthaben, ist jetzt ein einfaches beispiel.

Wenn ich jetzt eine Maschine kaufe die 100.000€ kostet, dann steht in der Bilanz, das diese von der Passiva (also vom vorhandenen EK) bezahlt wurde und der Wert der Maschine, also die 100.000€ stehen dann als Vermögenswert in der Aktiva. Und nicht der Maschinenwert der Aktiva ist höher als in der Passiva, geht auch gar nicht wegen Abschreibung.

Denn der Vermögenswert mindert sich auch in der Aktiva Jahr um Jahr solange die Maschine genutzt wird. Und Aktiva und Passiva müssen immer gleich sein in der Bilanz sonst ist ein Buchungsfehler drin.

Die Beispiel GmbH macht ca. 18€ Mio Umsatz im Jahr da können keine 3.2€ Mio als Stammkapital ausreichen um für 1 Jahr Personalkosten und Rohstoffeinkauf zu decken. .........

Filialleiter:

Wenn der Filialliter sieht das in der Bilanz mehr Schulden drin stehen als vorhandenes gespartes EK und der Geschäftsführer dem die Firma gehört (Rechtsform jetzt egal) hier keine stillen Reserven drin hat die vorhanden sind in Geld oder Immobilien (unbelastet) dann gibts auch keinen Kredit mehr.

Wenn dann auch noch am Jahresende die Kontokorrentlinie auf dem Bankkonto nicht ausgeglichen ist, also beides zusammen, dann kündigt die Bank das Konto ratzfatz.

Also an meinem beispiel mit den EK 200.000€ das als Existenzgründer im 1-2 Jahr:

200.000 EK vorhanden
100.000€ Maschine gekauft davon
50.000€ Kontokorrentlinie eingeräumt

Summe=jetzt nur noch 50.000 EK vorhanden , da die anderen 50.000€ als Besicherung der Kontokorrentlinie dienen.

Es wird Umsatz gemacht sagen wir mal 350.000€
Gewinn ist mager= 25.000€ reicht gerade so zum Leben wird ausgegeben, also kein weiteres EK kann davon gespart werden

Aber die Kontokorrentlinie ist am Jahresende sagen wir mal bei 48.000 oder 55.000€ im Minus und kann nicht ausgeglichen werden,
macht hier jetzt der Existenzgründer weiter steigt ja das minus der Kontokorrentlinie noch mehr an.
Deshalb wird die Bank hier schon ratzfatz die Kündigung aussprechen.

An diesem einfachen beispiel gesehen, ist es egal ob man Existenzgründer ist oder eine Jahrzehntelange Firma hat die Millionenumsätze macht, wenn die Schulden höher sind als das vorhandene EK, es sind keine weiteren stillen Reserven vorhanden und dazu noch die Kontokorrentlinie nicht ausgeglichen (also auf null€) .

Dann ist es aus komplett aus die Bank kündigt.
Deshalb meiner Meinung nach, wenn ältere größere Firmen genug EK haben, aber mehr Verbindlichkeiten in der Bilanz stehen, dann müssen ja irgendwo stille Reserven die unbelastet sind vorhanden sein, vom Privatkonto des Geschäftsführers (also er hat entnommenen Gewinn/ sein Gehalt der GmbH nicht alles privat ausgegeben und gespart) oder stille Reserven wenn er noch eine Tochtergesellschaft hat o.ä...

Ohne weiteres angespartes unbelastetes Vermögen oder stille Reserven würde das ja gar nicht gehen.

Im beispiel die GmbH mit den 3.2 Mio€ Stammkapital hat drei weitere Tochtergesellschaften alle drei machen zwischen 35.000-70.000€ Verlust im Jahr, besitzen aber unbelastete Immobilien (Lagerhalle) und die Kontokorrentlinie die denen eingeräumt wurde wird auch immer ausgeglichen.
Da kann man als stille Reserven wohl nur die unbelasteten Lagerhallen die einen Vermögenswert haben einbringen wie soll ich es nennen als Beteiligung in diese GmbH sonst würde da keine Bank Kredit geben.

Anders kann ich mir das nicht vorstellen.
Tom998
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von Tom998 »

Ich habe 200.000 Kapital gespart (beispiel) das steht in der Bilanz wo? Richtig auf der Passiva seite und in der Aktiva dann als Bankguthaben, ist jetzt ein einfaches beispiel.
Und ein falsches noch dazu. Das ausgewiesene Eigenkapital hat mit Bankguthaben nun gar nichts zu tun.
Wenn ich jetzt eine Maschine kaufe die 100.000€ kostet, dann steht in der Bilanz, das diese von der Passiva (also vom vorhandenen EK) bezahlt wurde und der Wert der Maschine, also die 100.000€ stehen dann als Vermögenswert in der Aktiva.
Nein, die wurde vom Bankkonto bezahlt, also reiner Aktiv-Tausch.
Die Beispiel GmbH macht ca. 18€ Mio Umsatz im Jahr da können keine 3.2€ Mio als Stammkapital ausreichen um für 1 Jahr Personalkosten und Rohstoffeinkauf zu decken. .........
Ich kenne Gesellschaften, da reicht das Stammkapital nicht für 30 Sekunden, trotzdem existieren die seit Jahrzehnten.
taxpert
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von taxpert »

mpatt69 hat geschrieben: Die Beispiel GmbH macht ca. 18€ Mio Umsatz im Jahr da können keine 3.2€ Mio als Stammkapital ausreichen um für 1 Jahr Personalkosten und Rohstoffeinkauf zu decken. .........
Wenn man 18 Mio Umsatz hat, dann hat man auch 18 Mio EINNAHMEN um die anfallenden AUSGABEN zu begleichen! Wenn man dann von den EINNAHMEN noch etwas über hat, dann nennt man das GEWINN, der entweder -je nach Darstellungsweise!- ins Eigenkapital, Gewinnvortrag oder Gewinnrücklage wandert oder entnommen/ausgeschüttet wird!

Kosten sollten aus den Einnahmen bestritten werden! Wenn man dazu das Kapital braucht, ist die Insolvenz unausweichlich!

taxpert
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reckoner
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von reckoner »

Hallo,
Also an meinem beispiel mit den EK 200.000€ das als Existenzgründer im 1-2 Jahr:

200.000 EK vorhanden
100.000€ Maschine gekauft davon
50.000€ Kontokorrentlinie eingeräumt

Summe=jetzt nur noch 50.000 EK vorhanden , da die anderen 50.000€ als Besicherung der Kontokorrentlinie dienen.
Was ist denn das für eine Logik?
Das EK ist doch kein Geld das man ausgeben kann. Und die Schulden werden in der Bilanz auch nicht besichert (jedenfalls nicht so wie du es schreibst).

Mit deinen Zahlen:

1. Jahr
Aktiva: 200T Bankguthaben
Passiva: 200T EK
Bilanzsumme: 200T

2. Jahr
Aktiva: 100T Sachanlagen, 150T Bankguthaben
Passiva: 200T EK, 50T FK
Bilanzsumme: 250T
Die Beispiel GmbH macht ca. 18€ Mio Umsatz im Jahr da können keine 3.2€ Mio als Stammkapital ausreichen um für 1 Jahr Personalkosten und Rohstoffeinkauf zu decken.
Warum denn nicht? Das Unternehmen hat ja sicher nicht nur Ausgaben sondern auch Einnahmen (eben den Umsatz).

Stefan
mpatt69
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von mpatt69 »

Hallo Leute,

reckoner:
ja so soll es aussehen die Zahlen wie du Sie "zurechtgerückt" hast.

Bei einem muss ich dir widersprechen: "EK ist doch kein Geld das man ausgeben kann" Wie bitte, was ist des dann Bilanzfälschung Bilanzmanipulierung oder was?

Ich mach es mal einfach als Einzelkaufmann in der Bilanz ist ja ein EK Konto vorhanden oder Unterkonto ähnlich wie bei den Gesellschaftern einer Personengesellschaft. (die Kapitalkonten der Gesellschafter)

Wenn ich 150.000€ Gewinn mache im Jahr und habe davon nach Abzug von Steuern noch ca. 90.000€ übrig davon.

36.000€ gebe ich aus, der Rest wird gespart, ist vorhandenes flüssiges EK was auch in der Bilanz in der Passiva zu buchen ist und nicht anderswo.

Wäre dann 54.000€ das würde dann in meinem extra eingerichtetem "Gesellschafter Kapital Konto" so aussehen:
so ein Konto/ Unterkonto sollte man der Übersichtlichkeit führen.

Gewinn u. Verlustkonto MPatt69:

Gewinn: 150.000€
Steuern: 60.000€
Privatentnahmen: 36.000€
------------------------------------
übriges EK= 54.000€

ist jetzt ein ganz einfaches beispiel.

So, diese 54.000€ können als EK in der Passiva nur gebucht werden, wenn die auch vorhanden sind, nicht nur rechnerisch, das wäre dann schon Bilanzmanipulation , wäre quasi Papiergeld, würde ich sagen und nur das was vorhanden ist in aktuellem Vermögenswert oder in Geld , kann weiter verwendet werden für Investitionen oder um neue Bankkredite abzusichern. Oder wie es ein Steuerberater
(die noch etwas konservative ältere Generation) zu sagen pflegt: "Wo keine Substanz da ist, kann auch nichts abgeschrieben werden,
nichts investiert werden oder für Lieferantenkredite/Bankkredite verwendet werden".
Konservativ wir sind hier nicht bei modernen Kapitaltricks wie es große Konzerne können.

Wenn dann keine realen Vermögenswerte- Sachwerte oder in Geld vorhanden ist , dann gibt es auch keinen neuen Kredit bei der Bank weil eben die Besicherung dafür fehlt.
Egal welche Rechtsform, ich habe dieses beispiel anhand des Einzelkaufmanns gewählt um es leicht verständlich zu erklären.

GmbH:
der Gesetzgeber sagt eindeutlich , dass das Stammkapital für die Aufrechterhaltung des laufenden Geschäftsbetriebes ausreichen muss.
Das heißt da der GF ja so vorausschauend handeln muss um Insolvenz zu vermeiden, dann müssen quasi die Kosten für 1 Jahr Personal und Wareneinkauf/Rohstoffe vom Stammkapital gedeckt werden, meiner Meinung nach. Was ja bei vielen mit dieser 25.000€ Einlage ja gar nicht gehen dürfte wenn man es so betrachtet.

Daher geraden ja auch viele Inhaber= der Gesellschafter Geschäftsführer (GF) bei einer Insolvenz auch in die private eigene Insolvenz mit allem was man besitz, weil dann eben ein Differenzbetrag übrig ist zwischen den Schulden des laufenden Geschäftsbetriebes und des geringen eingezahlten Stammkapitals.

So sehe ich es, mag etwas überzogen sein.

So ist es auch, das viele nicht verstehen, das nur Bankkredite bekommt wer eigentlich keinen braucht...
Nur wenn die Schufa ok ist, die Kreditlinie immer zurückgezahlt wird, es auch unbelastetes vermögen oder Geld (EK) vorhanden ist was als Besicherung dient. Nur dann bekommt man Bankkredit, oder ist wenn man es so einhält immer Kreditwürdig irgendwie.

Eine GmbH deren Stammkapital nicht einmal ausreicht um 1 Jahr Personal und Ware/ Rohstoffe einzukaufen das sehe ich schon als kritisch an.
Und EK in der Bilanz hat auch vorhanden zu sein, seien es es Sachwerte oder vom Gewinn angespartes Geld. Nicht als Papier Buchung oder ähnliches, Luftnummern...um künstlich die EK quote aufzublasen , denn die Hausbank kennt ja die Kontenbewegungen...
mpatt69
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von mpatt69 »

Mit fällt noch ein beispiel ein...

gerade bei diesen US Corporations die man gründen kann ohne das Stammkapital einzahlen zu müssen teils in Millionen höhe...(ist ja USA Recht völlig normal und legal)

jetzt kommt jemand in D auf die Idee eine 5 Mio. USD Corporation die mit einem Aktienpaket von einer US Rechtsanwaltskanzlei ausgestattet wird, eine % Beteiligung als Gesellschafter einer deutschen Firma einzubinden.

Wenn man dann Bankkredite beantragen will und eine hohe Finanzqoute also EK vorzeigt mit diesem Modell, nach dem Motto:
"Der Gesellschafter hier die US Corporation bürgt in dieser Höhe dafür..."

dann wird garantiert die Hausbank erstmal die Konten und Bilanzen dieser US Corporation prüfen ob das ganze Stammkapital auch eingezahlt wurde (wird in der US Bilanz eingeteilt in eingezahlt/ nicht eingezahlt) und auch das Bankkonto der Corporation checken, wieviel Geld da wirklich drauf ist was man als Besicherung nach D rüberschieben kann
Sonst gibt es keinen Kredit.

das gleiche gilt für Holdings die man in Europa einsetzt, als Gesellschafter oder wie auch immer.... wenn die "Holding" den % Anteil an Geld was für die Kreditbesicherung notwendig ist nicht auf dem Konto hat, nicht "rüberschieben" kann auf die heimische KG oder GmbH, dann gibts auch nix von der Bank....

Deshalb Vermögenswerte und EK müssen real vorhanden sein nicht nur Buchungsnummern, Großkonzerne haben da teil seinige Kunststücke drauf doch diese Einzelfälle kann man hier nicht anwenden bei dem Großteil der "normalen" Unternehmer.
Severina
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von Severina »

"Bei einem muss ich dir widersprechen: "EK ist doch kein Geld das man ausgeben kann" Wie bitte, was ist des dann Bilanzfälschung Bilanzmanipulierung oder was?"

Wie kommst Du bloß auf sowas? Da fehlt noch das Grundverständnis. Das Eigenkapitalkonto ist kein Bankkonto mit entsprechend Geld drauf!

Wenn ein Unternehmer zum Bilanzstichtag einen Warenbestand im Wert von 100.000 €, keine Schulden, einen Bankbestand von 0,00 € und sonst nix hat - wie hoch ist denn dann Deiner Meinung nach das Eigenkapital? Stell doch mal bitte diese Bilanz auf...
reckoner
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von reckoner »

Hallo,
36.000€ gebe ich aus, der Rest wird gespart, ist vorhandenes flüssiges EK was auch in der Bilanz in der Passiva zu buchen ist und nicht anderswo.
Nein. Deine flüssigen Mittel (Bankguthaben) buchst du auf der Aktivseite. Es gibt kein flüssiges EK - von der Passivseite gibt es real überhaupt nichts.

Das Vermögen eines Unternehmens findet sich auf der Aktivseite, Passiv zeigt nur wie es finanziert wurde.
Und wenn die Schulden (FK) größer als die Bilanzsumme sind dann ist das Unternehmen überschuldet (=negatives EK). Ich muss aber zugeben, dass Insolvenzen nicht mein Thema sind, ich analysiere Bilanzen nur für die Kapitalanlage. Ob und wann eine Insolvenz(verschleppung) vorliegt kann ich daher nicht beurteilen.
Das heißt da der GF ja so vorausschauend handeln muss um Insolvenz zu vermeiden, dann müssen quasi die Kosten für 1 Jahr Personal und Wareneinkauf/Rohstoffe vom Stammkapital gedeckt werden, meiner Meinung nach.
Das ist so pauschal gesagt ziemlicher Unsinn.
Wie schon gesagt kommt ja auch Geld rein, und damit werden dann u.a. die Löhne gezahlt.
Was ja bei vielen mit dieser 25.000€ Einlage ja gar nicht gehen dürfte wenn man es so betrachtet.
Eben, das reicht ja nicht mal für einen einzigen Mitarbeiter. ;)
Außerdem muss das EK gar nicht in Bar vorliegen (wie viele immer glauben). Man kann beispielsweise eine Taxi-GmbH gründen, 25T Stammeinlage einzahlen und damit dann das Fahrzeug kaufen (ein paar Reserven sollte es natürlich auch noch geben, sonst kann man ja nicht einmal tanken :) ).
Wenn dann keine realen Vermögenswerte- Sachwerte oder in Geld vorhanden ist ,
Dann ist die Bilanzsumme Null - klar dass es dann keine Kredite gibt.
So ist es auch, das viele nicht verstehen, das nur Bankkredite bekommt wer eigentlich keinen braucht...
Sorry, aber nochmal Unsinn. Schau' dir nur die ganzen börsennotierten Unternehmen an, die haben (fast) alle Schulden, meist sogar über 50%. Das ist gerade der Hebel mit dem man den Gewinn steigern kann.
Nicht als Papier Buchung oder ähnliches, Luftnummern...um künstlich die EK quote aufzublasen ,
In die Richtung hast du nun schon ein paar mal gesprochen.
Aber an was für Luftbuchungen denkst du denn da so? Du kannst dir doch nicht einfach Vermögen erfinden, wie willst du das denn glaubhaft machen?
Ja, so Fälle wie FlowTex sind bekannt, aber so einfach wie es sich anhört ist das nun auch wieder nicht (mehr).
Deshalb Vermögenswerte und EK müssen real vorhanden sein
Natürlich. Aber das sind praktisch zwei Seiten einer Medaille.
Wenn das Vermögen real vorhanden ist, also auch mit dem richtigen Wert bilanziert wird, dann entspricht die Summe aus EK und FK genau diesem Vermögen.

Stefan
taxpert
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von taxpert »

mpatt69 hat geschrieben: 19. Aug 2021, 14:51 Hallo !

ich mache Kurs zum Bilanzbuchhalter und muss noch einiges lernen.
Ohne Dir damit auf die Füße treten zu wollen: Das merkt man!

Das Kapital ist schlicht der Unterschiedsbetrag zwischen den Aktiva und den Passiva. Es ist sozusagen der Betrag, den der Unternehmer bei Liquidation der Firma als Geldbetrag in Händen hält bzw. es repräsentiert den Wert des Unternehmens, den ein anderer Unternehmer für das Unternehmen bezahlen würde (stille Reserven mal außen vor!).

Es ist NICHT ein Betrag auf dem Bankkonto! Da das Kapital unterjährig im Normalfall auch gar nicht bebucht wird (oder buchst Du etwa Aufwand an Kapital?), steht es nicht "zur Verfügung"! Das Kapital wird von vielen tatsächlichen Geldbewegungen gar nicht betroffen, dagegen können Sachverhalte, die gar keine Geldbewegung beinhalten immensen Einfluss auf das Kapital haben!

Nicht jeder, der eine Firma z.B. im Bereich der Fertigungsunternehmen gründen will, hat mal grade 1,5 Mio. für die Anschaffung der notwendigen Maschinen und die ersten Materiallieferungen unter dem Kopfkissen liegen. Soweit aber das Konzept stimmt, also die Rückführung der Darlehen über einen bestimmten Zeitraum der Bank realistisch erscheint, wird die Bank den Kredit abnicken. Dabei kann das Fremdkapital ein vielfaches des eingebrachten Eigenkaptals sein. Bei einem Einzelunternehmen haftet der Unternehmer sowieso auch mit seinem privaten Kapital, bei einer KapGes wird die Bank den Anteilseigner per Vertrag mit in die Haftung nehmen.

Natürlich ist betriebswirtschaftlich eine möglichst hohe Eigenkapitalquote sinnvoll, denn zum einen stellen Zinsen für Fremdkapital natürlich Kosten dar, die den Ertrag mindern, zum anderen mindert der Tilgungsdienst die Liquidität. Die Eigenkapitalquote liegt in D -egal ob wir KMU oder Großunternehmen reden- bei etwa 30%! Dass das im Umkehrschluss aber nicht heißt, dass 70% Bankdarlehen sind, dürfte einem angehenden Bilanzbuchhalter allerdings auch klar sein!

taxpert
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mpatt69
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von mpatt69 »

Hallo Leute meine Güte......!

reckoner: zu Stammkapital GmbH

"Wie schon gesagt kommt ja auch Geld rein, und damit werden dann u.a. die Löhne gezahlt."

Das weißt du im voraus und kannst in die Zukunft sehen? So wie die Finanzplanungen die gerne vorgezeigt werden müssen bei Kreditverhandlungen speziell von Existenzgründern, wenn dann der Banker fragt: "Woher wissen das diese Zahlen eintreffen werden" ?
Dann ist auch die schönste Finanzplanung von Steuerberatern die Existenzgründerexperten sind futsch unbrauchbar, die ganze Dienstleitung sogar unbrauchbar vor dem Gesetz ! Ok ist ein anderes Thema...

severina:

Warenbestand 100.000€ keine Schulden Bankguthaben 0€, wenn kein Bankguthaben verfügbar ist wurde der Warenbestand komplett zu 100% mit Krediten finanziert ? Wer sowas tut der gehört ja entmündigt...........(scherz)

OK, in meinem beispiel die vom gewinn gesparten 36.000€ stehen auf der Aktiva bei Bankguthaben doch da diese Summe ja auch in der Passiva stehen muss (eben gleich auf beide Seiten = Bilanz) was steht dann bei Passiva ?

Beispiel einer KG
1 Komplementär, 4 Kommanditisten, Gewinn (wie viel jeder % beteiligt ist lasen wir hier mal weg um es einfach zu halten die Gewinnverteilung)

In der Passiva der Bilanz stehen da nun 5 einzelne Kapitalkonten, die des Komplementärs und die der Kommanditisten.

Gewinn 1.200.000€

Konto Komplementär bekommt 800.000€ der Rest verteilt nach Köpfen auf die Kommanditisten, dann würde als beispiel das Kapitalkonto eines Kommanditisten grobvereinfacht so aussehen:

Kommanditist 1:

Gewinn: 100.000€
+ 5% Verzinsung 5.000€
Vorabentnahme: 36.000€
Stand 69.000€

Kommanditist 2:
Gewinn 100.000€
5% Verzinsung 5.000€
Vorabentnahme 40.000€
Stand: 65.000€

Das stehengelassene gesparte Kapital steht der KG zur Verfügung.

usw, etc,etc so würde dann jedes Sonderkonto aussehen in der Passiva, das stehengelassene gesparte Geld (Stand) vom Komplementär als auch Kommanditisten das wird in der Bilanz auf der Passivseite unter Kapital gebucht.
Und da hat das auch zu stehen.

Es gibt KG's 30-40 Jahre alt, Millionenumsätze und gute Gewinne, das stehengelassene Kapital Komplementär als auch Kommanditisten taucht aber gar nicht bei der Aktiva unter Bankguthaben auf habe ich auch nie verstanden....da wird dann 12 Mio Gewinn gemacht im Jahr 1.200000€ hier im beispiel Gewinn und unter Bankguthaben steht sowas wie 35.000€....auf der Aktiva seite....fragt man sich wo ist das Geld geblieben? Sicher hier wurde dann wieder reinvestiert in Rohstoffe/Wareneinkauf, etc,etc...

Wenn jetzt bei mit auf der Aktiva seite 25.000€ Bankguthaben steht, dann muss ja die Herkunft auch in der Passiva stehen oder?
Eigenes gespartes Geld vom Gewinn oder geliehenes..........
Severina
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von Severina »

"Warenbestand 100.000€ keine Schulden Bankguthaben 0€, wenn kein Bankguthaben verfügbar ist wurde der Warenbestand komplett zu 100% mit Krediten finanziert ? Wer sowas tut der gehört ja entmündigt...........(scherz)"

Und was war jetzt zu schwierig an "Keine Schulden"?

Auch wenn Du das jetzt nicht hören willst, ein Tipp: Schaff Dir erst mal die Grundlagen drauf, bevor Du über KGs und US-Holdings fabulierst, denn bisher hast Du nicht mal das Konzept des Eigenkapitals verstanden.

Ich warte dann mal auf die Bilanz für mein sehr einfaches Beispiel, welches dazu dient, das Du was verstehst und daher nicht verkompliziert werden soll. Als Wink mit dem Laternenpfahl: Das Bankguthaben ist 0, weil es für den Kauf des Warenbestands verwendet wurde.
Tom998
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Registriert: 30. Aug 2019, 07:51

Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von Tom998 »

...ich mache Kurs zum Bilanzbuchhalter
Abschließendes Ergebnis: Augen auf bei der Berufswahl.
taxpert
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von taxpert »

Tom998 hat geschrieben: 25. Aug 2021, 05:57 Abschließendes Ergebnis: Augen auf bei der Berufswahl.
Ich hätte gesagt: Das wird eine harte Landung im wirklichen Berufsleben!

taxpert, dessen Beiträge ja lieber ignoriert werden.
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Severina
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Re: Firma hat mehr Verbindlichkeiten wie Eigenkapital?

Beitrag von Severina »

Mach Dir nichts draus, meine hält er auch nur für Scherze 😉

Nachtrag: ÖHM - eigentlich war das nicht als Gigantosmilie geplant, sorry
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