FA erlässt Bescheid ohne Belege zu haben, fordert sie später

[Steuerhinterzieher]

Ich bekomme jedes Jahr eine Schätzung über Einkommensteuer von meinem Finanzamt, weil ich einfach nicht die Zeit habe, mich rechtzeitig zu kümmern. Wegen eines berufsbegleitenden Studiums und doppelter Haushaltsführung habe ich hohe Freibeträge und muss dann bei meiner Erklärung immer viele Belege einreichen. Das vorzubereiten dauert immer ewig. In der Schätzung muss ich dann immer viel nachzahlen, tu ich aber nicht. So auch dieses Jahr im Juni für 2013. Ich habe dann in vier Wochen alles fertig gemacht.

1. Ich habe die Einkommensteuererklärung elektronisch signiert übermittelt (ich muss nichts mehr unterschreiben).
2. Ich habe Online via https://www.elsteronline.de/eportal/Oeffentlich.tax einen Einspruch gegen den Schätzbescheid übermittelt (ebenfalls signiert) und in diesem Antrag auf Aussetzung der Vollstreckung gestellt.

Theoretisch müsste ich dann noch die Belege (Rechnungen) und Kopien (Kontoauszüge) nachreichen, das Finanzamt würde dem Einspruch stattgeben und einen neuen Bescheid erlassen, bei dem ich sogar noch was rausbekomme. Wie jedes Jahr.

Diesmal lief es aber anders. Denn genau am Tag nach der Übermittlung hatte ich einen Unfall und war zwei Wochen lahmgelegt. Der Witz ist jetzt, dass das Finanzamt in dieser Zeit einen neuen Steuerbescheid erlassen hat, genau so wie ich es erklärt habe ("Dieser Bescheid ersetzt den Bescheid vom DATUM und wird unter Vorbehalt der Nachprüfung erlassen" oder so ähnlich, kein Wort aber zu meinem Einspruch). Das Geld habe ich auch schon bekommen. Die Belege habe ich nach meiner Genesung gar nicht mehr eingereicht, die angefertigten Kopien vernichtet und alle Originalbelege wieder in meinem Archiv einsortiert. Für mich war die Sache erledigt.

Nun fällt dem (meiner Ansicht nach unerfahrenen) Sachbearbeiter aber einige Wochen später auf, dass er meine Belege noch nicht gesehen hat. Er hat diese jetzt am Rahmen meines Einspruchs angefordert, sonst könne er meinen Einspruch nicht bearbeiten. Oder ich soll das beigefügte Formular ausfüllen und den Einspruch zurücknehmen.

Was tun?

Alle Belege wieder raussortieren, Kopien machen, etc.? Da habe ich ganz und gar keine Lust darauf. Nur wenn es sein muss.

Einspruch zurückziehen? Was würde dann passieren? Würde ich wieder einen neuen Bescheid bekommen, der wie der Schätzbescheid aussehen würde, also mit einer dicken Nachzahlung? Oder würde man die Akte dann einfach schließen?

Kennt sich jemand aus?

[schlauelia]

warum vernichten Sie Kopien, die Sie gemacht haben, statt Sie ans FA zu schicken??
Wenn Sie jetzt nicht die Belege nachreichen, wird der Bescheid, der unter dem Vorbehalt der Nachprüfung steht, wieder aufgehoben und Sie müssen nachzahlen oder wieder Einspruch einlegen und Belege nachreichen!
Da können Sie dies auch gleich jetzt machen.
Ich glaube nicht, dass der Sachbearbeiter unerfahren ist - vielleicht auch überlastet? Oder hatte einen bösen Unfall, gerade, als er Ihre Unterlagen bearbeiten wollte??
Lia

[Steuerhinterzieher]

warum vernichten Sie Kopien, die Sie gemacht haben, statt Sie ans FA zu schicken??

Weil der Bescheid schon da war. Wozu brauche ich dann noch Kopien? Ich hatte eben alles wieder aufgeräumt, weil für mich alles erledigt war.

Ich glaube nicht, dass der Sachbearbeiter unerfahren ist - vielleicht auch überlastet?

Am Telefon hörte er sich sehr jung an und eierte mächtig umher mit der Argumentation. Ich würde sagen er ist ein Frischling. Der, den ich vorher hatte, war da viel routinierter und erfahrener.

Oder hatte einen bösen Unfall, gerade, als er Ihre Unterlagen bearbeiten wollte??

Er wollte in den Urlaub und hat deshalb den Bescheid durchgewunken.

Na schade, dann muss ich halt wieder.

[StephanM]

Hi,
hast du deinen Einkommensteuerbescheid komplett gelesen, oder nur die erste Seite überflogen?
Bei den Erklärungen/Begründung zum Bescheid (beginnt nach der Berechnung) wird zumeist eine Aussage über den Einspruch getätigt, ob er durch den Bescheid erledigt ist, oder weiter offen ist. Weiterhin könnten in dem Teil auch die Belege angefordert werden.

Wenn der Einspruch unter dem Vorbehalt der Nachprüfung steht ist er jederzeit änderbar bis zum Ablauf der 4-jährigen Festsetzungsfrist.

MfG