Finanzamt fordert Steuer-Nachzahlung

Ich hab ein Unternehmen und hab eine Frage zu ...
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LucaMit
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Finanzamt fordert Steuer-Nachzahlung

Beitrag von LucaMit »

Hallo Zusammen,

vor mehr als einem Jahr wurde unser Restaurant einer Steuerprüfung durch das Finanzamt unterzogen, weil das Finanzamt behauptet hatte, dass unser Kassensystem fehlerhaft ist. Daraufhin schätzten die Finanzbeamten unseren Umsatz und stellten einen Steuerbescheid aus, der besagt, dass wir eine hohe Summe an Steuern nachzahlen müssen. Dies entspricht jedoch nicht der Realität, da unser tatsächlicher Umsatz nicht so hoch war und unser Kassensystem ordnungsgemäß funktioniert. Anfangs haben wir die Briefe des Finanzamts ignoriert und darauf gehofft, dass wir mithilfe staatlicher Unterstützung unseren rechtlichen Standpunkt klarstellen können (wir haben leider nicht genug Geld für einen Anwalt).

Nun haben wir jedoch einen Brief von einem Gerichtsvollzieher erhalten. Wir möchten gerne wissen, ob wir immer noch die Möglichkeit haben, gegen diese Nachzahlung vorzugehen. Wir möchten unbedingt Einspruch gegen diese Summe erheben und würden gerne noch einmal mit dem Finanzamt sprechen, da wir der Auffassung sind, dass deren Berechnung falsch ist. Wir möchten erfahren, ob überhaupt noch die Chance besteht, mit dem Finanzamt ins Gespräch zu kommen und unsere Sichtweise darzulegen.
Severina
Beiträge: 1289
Registriert: 3. Dez 2017, 23:48

Re: Finanzamt fordert Steuer-Nachzahlung

Beitrag von Severina »

Um diese Frage zu beantworten, fehlen die notwendigen Angaben - und das Finanzamt schickt keine Gerichtsvollzieher, die Finanzverwaltung hat eigene Vollstreckungsbeamte.

Bei der 'Steuerprüfung' handelte es sich um eine ordnungsgemäße Betriebsprüfung? Dann gibt es einen Betriebsprüfungsbericht. Zu diesem kann man Stellung nehmen - ich vermute aber ("Anfangs haben wir die Briefe des Finanzamts ignoriert"), das ist nicht geschehen? Was bedeutet hier 'Anfangs'?

"darauf gehofft, dass wir mithilfe staatlicher Unterstützung unseren rechtlichen Standpunkt klarstellen können" - auf was für eine staatliche Unterstützung wurde denn da gehofft?

Nach dem BP-Bericht kommen die geänderten Bescheide. Gegen die kann man Einspruch erheben. Ist das passiert? Wenn nicht, sind die Bescheide endgültig geworden.

Der Einspruch allein ändert nichts an der/den festgesetzten Nachzahlung/en, dafür muss man den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung stellen. Das ist ganz offenbar nicht passiert, denn Ihr seid bereits im Vollstreckungsverfahren - wenn die Bescheide nicht mit einem Einspruch offengehalten wurden, dürfte der Zug abgefahren sein.

Eure Sichtweise hättet Ihr im Rahmen der Betriebsprüfung, der Abschlussbesprechung, der Stellungnahme zum BP-Bericht und des Einspruchsverfahrens darstellen können - da war reichlich Gelegenheit. Briefe des Finanzamtes zu ignorieren, ist - um es deutlich zu sagen - eine ziemlich dumme Idee.

Was das Kassensystem angeht: Welche Kassensysteme erlaubt sind, unterlag in den letzten Jahren einem erheblichen Wandel. Sicher, dass Euer Kassensystem dem aktuellen Stand der Steuergesetzgebung - insbesondere der Kassensicherungsverordnung - entspricht? Da gab es ziemlich lange Übergangsfristen, und ich gehe davon aus, dass der Lieferant Eures Systems Euch hierzu Informationen hat zukommen lassen. Wenn die aktuellen Anforderungen von Eurem Kassensystem nicht erfüllt werden, rechtfertigt allein das eine Zuschätzung.
LucaMit
Beiträge: 3
Registriert: 10. Jan 2024, 01:12

Re: Finanzamt fordert Steuer-Nachzahlung

Beitrag von LucaMit »

Bei der 'Steuerprüfung' handelte es sich um eine ordnungsgemäße Betriebsprüfung? Dann gibt es einen Betriebsprüfungsbericht. Zu diesem kann man Stellung nehmen - ich vermute aber ("Anfangs haben wir die Briefe des Finanzamts ignoriert"), das ist nicht geschehen? Was bedeutet hier 'Anfangs'?

Ich denke, es gibt eine Betriebsprüfungsbericht. Zu diese wurde keine Stellung genommen.

"darauf gehofft, dass wir mithilfe staatlicher Unterstützung unseren rechtlichen Standpunkt klarstellen können" - auf was für eine staatliche Unterstützung wurde denn da gehofft? Nach dem BP-Bericht kommen die geänderten Bescheide. Gegen die kann man Einspruch erheben. Ist das passiert? Wenn nicht, sind die Bescheide endgültig geworden.


Es geht um meine Eltern. Sie können nicht gut Deutsch und kennen sich nicht mit deutsch Gesetze aus. Sie hatten Angst vor den Briefen von Finanzamt und hatten es daher immer verdrängt oder ignoriert. Sie hatten versucht Ratschläge von andern nicht deutschsprechende Freude und Verwandten zu bekommen. Leider hatte das nicht funktioniert. Wie gesagt, meine Eltern hatten kein Geld für einen Anwalt.
Es wurde also nie Einspruch oder erhoben.

Der Einspruch allein ändert nichts an der/den festgesetzten Nachzahlung/en, dafür muss man den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung stellen. Das ist ganz offenbar nicht passiert, denn Ihr seid bereits im Vollstreckungsverfahren - wenn die Bescheide nicht mit einem Einspruch offengehalten wurden, dürfte der Zug abgefahren sein.

Ja, wir sind bereits im Vollstreckungsverfahren. Ich selbst habe auch erst vor 2 Tage von der Sache erfahren. Ein Antrag auf Aussetzung der Vollziehung haben wir natürlich nie gestellt. Alles was mir einfällt ist, hier um Ratschläge zu bitten. Wir leben doch in einem fairen Land! Es muss doch einem Ausweg geben.
Severina
Beiträge: 1289
Registriert: 3. Dez 2017, 23:48

Re: Finanzamt fordert Steuer-Nachzahlung

Beitrag von Severina »

Ich hatte doch bereits erklärt, welche Möglichkeiten bestanden. Als Unternehmer haben Deine Eltern Pflichten - dass diese für Nicht-Muttersprachler nicht leicht zu verstehen sind, bestreite ich ja nicht, aber ein Jahr lang oder länger NICHTS zu machen, außer mit anderen Leuten zu reden, die auch weder die Sprache beherrschen noch etwas von der Sache verstehen, anstatt sich an einen Steuerberater zu wenden und dann von fehlender Fairness zu reden - das ist mit Verlaub einfach Unsinn.

Es tut mir wirklich leid für Deine Eltern - aber Gesetze und Regeln gibt es auf der ganzen Welt. Sich irgendwo in der Fremde selbständig zu machen, ohne die dort geltenden Regeln zu erlernen oder sich dafür jemanden zu suchen, ist ganz bestimmt nicht nur in Deutschland Harakiri.
taxpert
Beiträge: 805
Registriert: 19. Jun 2017, 14:51

Re: Finanzamt fordert Steuer-Nachzahlung

Beitrag von taxpert »

LucaMit hat geschrieben: 2. Apr 2024, 12:34Wir leben doch in einem fairen Land! Es muss doch einem Ausweg geben.
Ja, wir leben -Gott sei Dank!- in einem Rechtsstaat! Der Rechtsstaat hat deinen Eltern bereits viele rechtliche Möglichkeiten als „Ausweg“ gegeben, die haben jedoch keinen einzigen genutzt! Zur Rechtsstaatlichkeit gehört aber auch, dass man sich beschweren darf, wenn man seine rechtsstaatlichen Möglichkeiten nicht ausnutzt.

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